Really good show!! Thx for great pics! Good text!

Vernissage
Mittwoch, 08.05.2013, 20:00 – 22:00 Uhr
Motorenhalle – Wachsbleichstraße 4a, 01067 Dresden
http://riesa-efau.de/kalender/2013/05/08/fussnoten-zum-aufbruch-950/

Footnotes to breakup

A human being gets off, a group, many groups, generations, whole societies are in a state of breakup. What does connect these breakups? What kind of effects into art and out of art do they have? Phenomena of setting off will be illuminated from many different perspectives. The result will be a network of possible meanings for the individual and the collectivity. The term breakup is mainly connoted positively. But of course, there are also many examples for a problematic or even absolutely negative breakup. Eventually the word has got several aspects of meaning in our language. Besides the internal or external breakup to new – internal or external again – worlds, there is also the simple breakup of the road surface, of incrustations, of painting tops.
In the exhibition „Footnotes to breakup“ and the accompanying events, we will ask questions for the tensions between personal, collective and social breakups and get to the bottom of them together with artists and other experts. Do we live in a period of a breakup? How do they work? Is there after Fukushima, amid a fiscal and a crisis of values, a stronger willingness to break fresh ground? Nearly nobody will start just for a breakup, for sure. This begs the question of the motives, as well as of those who don’t want to or cannot get off. At the latest since modernity breakup has basically been a term with positive connotations. Associations seem likely to utopia or the New human.
No later than at this point it becomes clear how complex and problematic the per se harmlessly seeming breakup can be. On the one hand, we will continue the topic breakup of last year’s Phenomenon Prosperity, but on the other hand we will also refer to our own situation. In front of the Motorenhalle there is being erected a new building for us. Its completion at the end of this year will imply another breakup for riesa efau, of course, and thereby give an impulse for our reflections.
Fußnoten zum Aufbruch
In der Ausstellung Fußnoten zum Aufbruch und den begleitenden Veranstaltungen sind Fragen nach den Spannungen zwischen persönlichen, kollektiven und gesellschaftlichen Aufbrüchen zu stellen und gemeinsam mit Künstlern und weiteren Experten auszuloten. Leben wir in einer Zeit des Aufbruchs? Wie wirken Aufbrüche? Gibt es nach Fukushima, inmitten einer Fiskal- und Wertekrise eine höhere Bereitschaft, neue Wege zu gehen? Wohl kaum Jemand bricht allein des Aufbrechens wegen auf. Die Frage nach den Motiven steht ebenso wie die nach denen, die nicht aufbrechen wollen oder können. Spätestens seit der Moderne ist der Begriff des Aufbruchs prinzipiell positiv besetzt. Assoziationen zur Utopie oder zum Neuen Menschen liegen nahe. Spätestens in diesem Augenblick aber wird klar, wie vielschichtig und wie problematisch der an sich harmlos scheinende Aufbruch sein kann. Mit dem Thema Aufbruch schließen wir einerseits an Phänomen Wohlstand aus dem vergangenen Jahr an, beziehen uns andererseits aber auch auf unsere eigene Situation. Vor der Motorenhalle wird gerade ein Neubau errichtet, dessen Fertigstellung zum Jahresende für riesa efau natürlich einen neuerlichen Aufbruch bedeuten wird und so einen Anstoß für unsere Überlegungen gibt.
Künstler/innen
Zbynek Baladrán (Prag/CZ), Aram Bartholl (Berlin), Franca Bartholomäi (Halle), Till Ansgar Baumhauer (Dresden), Ondrej Brody & Kristofer Paetau (Prag/CZ), Gregory Buchert (Lyon/F), Maria Bussmann (Wien/AT), Ayelen Coccoz (Buenos Aires/AR), Chto Delat (St. Petersburg, Moskau/RU), Ulrike Gärtner (Dresden), Göran Gnaudschun (Potsdam), Arti Grabowski (Krakow/PL), Igor Grubic (Zagreb/HR), Eberhard Havekost (Berlin), Martin Kippenberger/Walter Dahn (Köln), Friedl Kubelka (Wien/AT), Heimo Lattner (Berlin), Muda Mathis + Sus Zwick (Basel/CH), Eduardo Molinari (Buenos Aires/AR), Pavel Mrkus (Rumburk/CZ), Société Réaliste (Ferenc Gróf & Jean-Baptiste Naudy, Paris, Budapest/F/H), Stefan Nestler (Dresden), The Trailblazers (Mircea Nicolae, Stefan Tiron und Larisa Sitar, Bukarest/RO), Laura Pawela (Warschau/PL), Ute Richter (Leipzig), Jürgen Schön (Dresden), Jirí Suruvka (Ostrava/CZ)

Curated by Denise Ackermann, Jolanta Bielańska, Dr. Andrea Domesle, Frank Eckhardt



Aram Bartholl (D)
How To Vacuum Form
Installation und Video (6:13 Min.), 2012
In vielen seiner Arbeiten reagiert Aram Bartholl auf die zunehmende Virtualisierung unseres Lebens mit einer Re-Materialisierung von Zeichen, Icons oder Verhaltensweisen zurück in die materielle Welt, die eigentlich nur im virtuellen Web- Raum Web einen Sinn haben. In der vorliegenden Arbeit balanciert der Künstler noch subtiler zwischen virtuellem und realem Environment. Er inszeniert eine Arbeitsstation zur Do it Yourself- Herstellung und Bemalung von Guy-Fawkes-Masken.In diesen anonymisieren sich in der Gegenwart Hacker der Gruppe Anonymus, deren Name geht auf die Bezeichnung eben anonymer Kommentatoren in Foren, aber auch anonymer Spieler in Games zurück; die Maske wurde Symbol der Occupy Wall Street und weiterer antikapitalistischer Bewegungen, Symbol für Veränderung, Revolution. Als solches wird sie durchaus ernst genommen. So wurde in einigen arabischen Staaten das Tragen der Maske verboten, da sie im Kontext des Arabischen Frühlings als Bedrohung der statischen Verhältnisse interpretiert wurde. Zu den Volten der Geschichte der Maske gehört aber auch, dass die ursprünglich vom Zeichner David Lloyd mit durchaus anarchistischen Ideen gestaltete Maske ausgerechnet von Anhängern des ehemaligen konservativen US-Präsidentschaftskandidaten Ron Paul in die Öffentlichkeit gebracht worden ist. Interessant ist an der Geschichte hinter der Maske, wie der durchaus als religiös fundamentalistisch und konservativ zu wertende Anschlagsversuch des historischen Guy- Fawkes vom Beginn des 17. Jahrhunderts – als Sprengstoffexperte wollte er als Teil einer katholischen Verschwörung den englischen König samt Parlament in die Luft sprengen – sehr schnell auch als anarchischer, befreiender Akt interpretiert wurde.
In der Installation von Aram Bartholl liegt der leichten Maske eine schwere Gipsform zu Grunde. Eine total abenteuerlich- wackelige Konstruktion bringt die Hitze auf die PVC Platte. Mit einer demgegenüber regelrecht profimäßigen Vakuumpumpe saugt man die heiße Platte in die Form. Auf dem Tisch liegen Arbeitsergebnisse, Halbzeuge und Arbeitsmaterialien verstreut. Man kann sich bedienen.Neben der hinlänglich bekannten weißen Maske gibt es schwarze Exemplare. Durch den popkulturellen Bezug auf Darth Vader verstärkt, fließt der Dualismus von Gut und Böse ein, von Hell und Dunkel, Ying und Yang. Da es zu einfach wäre, den Betrachter mit einer derart simplen Botschaft zu entlassen, gibt es die Masken auch in einer dritten Farbe, in der Transparenz. Allein diese Maske stellt als Edition ein Kunstwerk dar. Hinter der Maske, die auf einem Stativ in die Gesichtshöhe justierbar ist, kann man sich fotografieren lassen. Man kann auch sinnen über den Sinn von Maskierungen oder über den schönen künstlerischen Griff, per Definition Intransparentes transparent zu machen.Im Video, das die Installation begleitet, ist nicht nur das „Making of“ der Installation und die Anleitung zur Fertigung der Maske sondern auch der Auftritt des Künstlers mit seinem Stand bei einem Compuer-Kongress zu sehen. Womit wir zurück am Beginn wären.