https://www.bpb.de/mediathek/

Wenn aus Überwachung Kunst wird | Aram Bartholl im fluter Porträt (2018)

Aram Bartholl mauert USB-Sticks ein, sammelt gestohlene Passwörter und zeigt Kameras, die hilflos sind wie Kleinkinder. Seine Kunst hinterfragt unseren Umgang mit digitalen Daten und Geräten.

von: Ariana Dongus und Christina zur Nedden

https://www.kunstforum.de/artikel/aram-bartholl/

„Diese leicht passiv-aggressiven Erinnerungen findet man hin und wieder in seinen Mails. Eine Sache, die wir uns aber sehr deutlich und zu jeder Zeit verdeutlichen sollten ist der Klimawandel, der gerade unsere Atmosphäre anheizt. Dafür hat der Medien- und Konzeptkünstler Aram Bartholl einen ganz besonderen Reminder geschaffen: einen QR-Code als Emoji, der am Eingang der Ausstellung „this is perfect, perfect, perfect“ im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien lodert. Was es damit und dem seltsam anmutenden gerahmten Bild auf der gegenüberliegenden Seite auf sich hat, erklärt uns Aram Bartholl etwas genauer.“

https://www.radioeins.de/programm/sendungen/sondersendung/transmediale-2024/friendly-reminder-.html

Interview about Killyourphone at 37C3 ‚Breitband‘ DLF 2023

Radar: Bild des Monats, art Kunstmagazin, Oktober 2023

(Anti-)Konsumtempel

Schneiderei oder Zeitungskiosk: Was in den letzten Jahren alles zur Paketstation wurde, ist absurd genug. Der deutsche Künstler Aram Bartholl setzt für „Ihr Paket ist abholbereit!“ (bis 25.2.2024) noch einen drauf und macht das Kirchenschiff der KUNSTHALLE OSNABRÜCK zum DHL Shop. Sein Kommentar zu unserem grenzenlosen Güterkonsum – Elektroschrott türmt sich da in der Halle – soll aber auch neue Besuchergruppen erschließen: Der DHL-Shop wird bis Laufzeitende wirklich bedient.

(Anmerkung: Es handelt sich lediglich um eine Packstation 😉

„Ihr Paket ist abholbereit“ gallery walk through,  solo show at Kunsthalle Osnabrück 2023l

Transkript der Radionsendung Deutschlandfunk Kultur Fazit, Beitrag von Anette Schneider vom 9.7.2023

Anmoderation:
Die Kunsthalle Osnabrück feiert aktuell mit mehreren Ausstellungen und Projekten ihr 30-jähriges Jubiläum. Unter anderem verhüllte der ghanaische Künstler Ibrahim Mahama ein leerstehendes Kaufhaus mit alten Jutesäcken, die auf koloniale Handelsströme hindeuten. Die Aktion war auch schon in anderen Städten zu sehen. Der Clou des Programms findet aber in der Kunsthalle selbst statt. Das ist eine über 700 Jahre alte Kirche, die nun der Künstler Aram Bartholl bespielt. Bartholl hat schon versenkte Leihfahrräder aus der Spree gefischt, USB-Sticks in Fassaden zementiert oder Handytaschen aus Abschirm-Flies genäht. Immer geht es in seinen Arbeiten um die Verbindung zwischen der physischen und der digitalen Welt. In der ehemaligen Kirche in Osnabrück hat Bartholl jetzt eine DHL-Packstation installiert. Annette Schneider war für Fazit dort.

Anette Schneider:
Die hohe gotische Hallenkirche ist angefüllt mit Altmetall-Containern. Sie ziehen sich die Wände des langen Kirchenschiffes bis zum einstigen Chor entlang, nebeneinander aufgereiht, in Gruppen platziert oder vier Meter hoch übereinander gestapelt. Insgesamt 70 Stück. Darin Elektroschrott. Echter Elektroschrott. Von einem Osnabrücker Recyclinghof geliehen und entsprechend sauber und penibel sortiert. Am Eingang ganze Fernseher, Computer und Bildschirme, dann Bildschirmreste, Kabel, Luftfilter und ganz hinten im Chor geschredderte Festplatten. Am anderen Ende des Kirchenschiffs befindet sich eine DHL-Packstation. Davor stehen Arbeitstische und Stühle. Und weil sich in Aram Bartholls Installationen oft immer noch eine überraschende Wendung verbirgt, wird es auch hier noch irrer.

AB: „Wir stehen ja quasi zwischen einer Packstation, die aktiviert ist, von der Menschen aus Osnabrück ihre Pakete abholen und gleichzeitig aber hier die ausrangierten Fernseher sehen und sich auch vielleicht Gedanken machen, wie lange hält denn so ein elektronisches Gerät und wie viel Elektromüll produzieren wir eigentlich?“

Beleuchtet wird das Szenario von drei unter der hohen Decke installierten gigantischen Kronleuchtern aus Bildschirmen ohne Displays, deren gleißendes Licht der Überwachung zu dienen scheint. Auf jeden Fall erlaubt es keinerlei Ablenkung von dem, was einen umgibt. Ein Recyclinghof mit unserem Luxus Wohlstandsmüll. Großartiger ist die Kirche wohl noch nie bespielt worden, als mit ihrer Verwandlung in einen Elektro-Schrott-Tempel, der alle aktuellen gesellschaftlichen Diskussionen zusammenführt. Die über Nachhaltigkeit und Ressourcenverschwendung, über Konsumgier, Energiefraß und Wegwerfmentalität und über ein profitgeiles Wirtschaftssystem, das für immer neue Produkte Mensch und Natur immer weiter ausbeutet und zerstört.

AB: „Die Konsumtempel sind ja die Elektro-Kaufhäuser, Apple Shop usw. und hier haben wir jetzt den Tempel für die Dinge, wenn sie dem Müll zugeführt werden und wir haben eben auch viele Geräte, die in der Datenverarbeitung benutzt werden, also Computer, Bildschirme und das macht die ganze Diskussion auf um Kommunikation bei uns in unserer heutigen Gesellschaft mit der Entwicklung des Internets, der Social-Media-Plattformen der letzten Jahrzehnte, die einen sehr starken Einfluss auf die Diskussionen heute haben.“

Seit Jahren beschäftigt sich Aram Bartholl mit den gesellschaftlichen Folgen von Digitalisierung und sozialen Medien mit Überwachung und Manipulation. Erstaunlicherweise und zum Glück für seine Studierenden an der Hamburger Hochschule für angewandte Wissenschaften entstehen daraus keine albtraumhaften Endzeitszenarien. Vielmehr entwickelt er dank einer kritisch aufklärerischen Grundhaltung Installationen, Aktionen und Workshops, die sarkastisch und witzig unsere Abhängigkeiten und Verhaltensweisen entlarven und die bei genauem Hinsehen oft subversive Möglichkeiten eröffnen, um das vermeintlich unabänderliche zu unterminieren. So erfand er zur Bekämpfung unserer Handysucht und als Schutz vor Abhörmaßnahmen ein Funkloch zum Selbernähen. Er markierte im öffentlichen Raum mit weißen Linien Handyzonen sowie die Raucherzonen auf den Bahnsteigen. Oder er initiierte ein mittlerweile weltweites Netzwerk, bei dem zum Datenaustausch jenseits des Internets USB-Sticks in Häusermauern betoniert wurden. Gegen dieses widerständige Potenzial wirkt die gewaltige Schrottinstallation in Osnabrück fast, als hätte ihn die Übermacht von Elon Musk und Co. nun doch resignieren lassen.

AB: „Ich finde es gar nicht so resignierend. Ich finde den Schrott sehr ästhetisch und es findet auch eine Aktivierung statt. Das heißt, man kann diesen Elektroschrott auch benutzen und es werden Workshops stattfinden. Also es ist jetzt nicht quasi nur der tote Friedhof, sondern auch ein lebendiger Ort.“

Bei freiem Eintritt und die Idee eines produktiven Reparaturcafés für alle ist dann eben doch wieder ein klassischer Bartholl, der leichthändig künstlerische Installation und Aktivismus miteinander verbindet. Das setzt sich sogar noch an den Kirchenwänden fort, auf die riesige QR-Codes gemalt sind. Wie energiefressende Höllenfeuer der Digitalisierung flammen sie die Wände empor und natürlich haben auch sie es in sich. Etwa der hinter dem einstigen Chor.

AB: „Wenn sie den mal ausprobieren mit ihrem Handy, dann wird ihr E-Mail-Client aufpoppen und eine vorgeschriebene E-Mail an Olaf Scholz erscheinen, wo ich schon was reingeschrieben habe. Aber da können sie auch noch Dinge ergänzen und die wird tatsächlich an sein Wahlkreisbüro geschickt. Es ist tatsächlich die Frage nach dem Klimakanzler. Wo ist er denn, der uns versprochen wurde zur Wahl? Und so gibt es so kleine Funktionen, die sich hinter diesen QR-Codes verbergen.“

Mutig, dass die Kunsthalle den Künstler einfach machen ließ. Das Ergebnis jedenfalls ist ungemein erfrischend, weil so konstruktiv gegen die herrschenden Verhältnisse gerichtet.

Moderation:
Ihr Paket ist abholbereit bis zum 25. Februar 2024 in der Kunsthalle Osnabrück.

https://www.deutschlandfunkkultur.de/ihr-paket-ist-abholbereit-aram-bartholl-in-der-kunsthalle-osnabrueck-dlf-kultur-f99ef257-100.html

In Progress. Setup of „Ihr Paket ist abholbereit“ solo show at Kunsthalle Osnabrück

Piggyback, an stand to attach the iphone as webcam to the desktop screen made from a single piece of wire. 5 min #SPEEDPROJECT

Dos & Don’ts for your application in art & design, 

Your professor hearing / interview situation: 

This is a total random and uncomplete list of the top of my head from personal experience in these situations over the past 10 years, (from both ends of the table) There is much more to say about this of course, but here is a start to avoid the most classic mistakes. Also disclaimer, in other disciplines total different rules may apply…. and all of this my private opinion. Aram 2021

Preparations

• Know the school in detail! Study their website, their programs, the people teaching there. This will make a good impression when you can relate to this knowledge in the conversation.
  
  
• Also make sure that you know who is running the workshops that are relevant to your field. Those workshop leaders have a high chance to be in your selection committee as well.
  
  
• If you still have questions calling the school or a professor who is in the selection committee might be beneficial.
  
  
• Know the address of the school and come early. It gives you time to look at the campus. I was in interviews where the applicant took a taxi that brought them to the wrong campus.
  
  
• Normal but crucial: Check all your hardware, cables, adapters etc. Make sure the presentation really works, videos play, sound etc. Test your presentation in a two monitor setup.
  
  
• In case it is a remote presentation  (Zoom), make 100% sure you have a top internet connection. Use an ethernet cable not the kitchen wifi. Dont have people walk in your room interrupt you.
  
  
• Some committee members will right away search on google for you, not paying attention to the exquisit PDF you crafted. what and where will they find? it makes sense to have a website. (always! 😉
  
  
• …
  
  

Portfolio

• The traditional portfolio has an Anschreiben, a CV with teaching experience, exhibitions, publications, things you did in the self organisation of other universities, people you worked with can also be added.
  
  
• One part should talk about the way you teach and how you imagine the teaching at the school you are applying at. Universities are always interested with whom you might collaborate.
  
  
• If it’s a digital application then a horizontal screen optimized portfolio makes the most sense.
  
  
• If you are not a graphic designer yourself it can be beneficial to ask one to support you with your portfolio but try not to over do it.
  
  
• In case you re not getting invited for a hearing+interview within 3-6 months after the deadline of the application, it is very likely you are not selected for the 2nd round. It will take another 12months or so till you get a rejection notice. the whole process needs to be finished before they can let you know, german burocracy.
  
  
• …
  
  

Hearing / lecture situation

Normally this will take 30 to 45 minutes. You will give a lecture in front of the hearing commitee and students from the school („hochschulöffentlich“). After your presentation their will be 15 minutes for q&a.

• Come early and check if your laptop works with the projector. It is good to have some kind of backup (usb stick with the keynote file ect.)
  
  
• Don‘t read from notes!! Freely spoken lecture for a professor job is mandatory! It can be K.O. reason later.
  
  
• Check the time. You need to keep track of the time yourself. (maybe you need to switch to other content you were asked to at some point) Make sure to stay in the asked time frame.
  
  
• Yes, be self confident, show your works but don‘t bragg too hard about it. Your are not talking to a customer, gallerist or collector etc.
  
  
• Important! Also show student works, not just your own work. They know already your work is great, but they will judge you also on your students results. When showing student work, be very precise with the attribution! (Who, when, where, what) (I would say it also depends on how applied the school is. The more applied it is then show more student work and how you want to structure the course. The more artistic the school is the more talk about your artistic vision/portfolio ect)
  
  
•  ….
  
  

Interview situation with Berufungskommission

After the hearing there will be a more private q&a with the application commitee. Normally this will happen in a different room then the lecture.

• Yes, you wrote a long application with all your info and CV etc but not everyone in the room (10-15 people) has read that or already forgot details. Assume they don‘t actually know you.
  
  
• Classic tip, but here again. Unless you re asked to, don‘t talk about your weaknesses, things you are missing in your qualification or in your education. (they don‘t know, they already forgot your CV)
  
  
• Besides individual questions these are the most common, sort of default questions for a professor hearing in Germany you can expect:

• Why do you think you fit this position? (classic, always, everywhere)
  
  
  
• What would you teach next semester in your class? What topics? How would it look like? Who would you invite? Etc.
  
  
• This is a full time position! Aren’t you afraid this position will throw over your art/design career? How will you handle that?
  Besides teaching, what are you planning to research? What is your research field?
  
  
• What ist your vision for your class/program? what do you need in terms of equipment/space?
  
  
• Are you interested in interdisciplinary collaborations? Who could be a partner? (In school, city, world wide)
  
  
• Are you willing to participate in akademische Selbstverwaltung/ commitee work? Do you have experience?
  
  
• Will you move to the city? (they usually want that of course) Just answer with yes, you can always change your mind later 😉
  
  
• From when on are you available? (obligations, other contracts?)
  
  
• What are your questions? They will ask you that. What do you want to know?
  
  
• Questions like: „You just got a kid. How will you be able to handle the work load?“ are very unethical but they get asked sometimes. You should think about how to answer them in a polite way and make clear that this is not an appropriate question. Every commitee has a „Gleichstellungsbeauftragte(r)“ a person for diversity and equal rights. They should intervene in such cases
  
  
• ….

Some background info 

• Often the Berufungskommission doesn’t know what they want or have internally very different ideas who to employ.
  
  
• Also, they want everything. You need to be international but need to have local connections. You have to have experience in teaching but als be great in research. Should be super famous but that could also be a problem (depending on school) and it goes on like this. It s impossible to fit it all.
  
  
• It is important to understand that that they will judge you not only for your expertise but they also wonder „do i want to work with this person in commitee meetings next couple decades?“
  
  
• Not everyone in the Kommission is an expert in your field. Sometimes they have weird ideas.
  
  
• These Kommissions can be very erratic and come to conclusions which are hard to follow (politics)
  
  
• If you get invited but not actually fit the requested profile, meaning you re ‘fachfremd’ it is not very likely for you to get the position. They just wanted to please themselves with “Oh look, we invited such a diverse crowd”
  
  
• The whole process for new positions in germany takes unfortunately super long most of the times. This means you had your interview but don’t hear back from them for months or even years. They can only let you know you ve been rejeted once the position is confirmed and a contract has been signed etc.
  
  
• …

Fun fact!

You don t need to wear a suit jacket (sakko) to be taken serious (unless you are wearing those for real)

Dont give up! try again and again!