MdbK Podcast #019: LINK IN BIO, 27.4.2020

Wie werden heute im digitalen Alltag die Frage & Veränderung des Gesichtes, Gesichtserkennung und Facefilter diskutiert?
In der letzten MdbK [talk]-Folge zur Ausstellung LINK IN BIO, sprechen wir mit Aram Bartholl, Hanneke Klaver und Jeremy Bailey über „Post-Digital Self. Die Kunst der modernen Maskerade“. War die Maske seit der Ur- und Frühgeschichte ein fassbares Objekt, verschwimmen mittels digitaler Technologien die Grenzen zwischen Maske und Gesicht. Der deutsche Medienkünstler Bartholl kuratierte gemeinsam mit Anika Meier die „Speed Show“ zum Thema Post-Digital Self, in der die Geschichte der Netzkunst erzählt wird. In einem Internetcafe klickte man sich so durch Arbeiten von NetzkünstlerInnen, wie Jeremy Bailey und Hanneke Klaver, die Identitätsbildung reflektieren und auf den Gesichtsfiltertrend reagieren.

SHOWNOTES
Einleitung 0:00 (Deutsch)
Aram Bartholl 2:43 (Deutsch)
Hanneke Klaver 13:00 (English)
Jeremy Bailey 20:00 (English)
Schluss 26:21 (Deutsch)

Der Kanadier Jeremy Bailey hat in seinem Video „The Future of Television“ (2012) den digitalen Gesichtsfiltertrend gewissermaßen vorhergesehen. Er arbeitet mit einer Gesichtserkennungssoftware. Die Zukunft des Fernsehens ist für Bailey im Jahr 2012, was heute die sozialen Medien sind: Orte der Identitätsbildung.

Die Serie #freetheexpression der niederländischen Künstlerin Hanneke Klaver ist eine Reaktion auf den Gesichtsfiltertrend. Mit Strohalmen, Metalldraht, Holz, Papier und Kleber stellt Klaver analog Filter her, die sie wie Bastelbögen verteilt. Mit ihren nicht standardisierten Gesichtsfiltern befürwortet sie die freie Meinungsäußerung.

Der deutsche Medienkünstler Aram Bartholl entwickelte im Jahr 2010 ein Ausstellungsformat, das aus einem Internet Café für einen Abend einen Ausstellungsraum macht. Im Rahmen der „Speed Show“ ist auf diesen Computern Netzkunst zu sehen. Kunst, die das Internet als Medium nutzt, sich mit den genuinen Eigenschaften des Internets auseinandersetzt und die Technik thematisiert, mit der sie arbeitet. Netzkunst existiert nicht erst, seit das Internet für ein Massenpublikum zugänglich geworden ist, aber die sozialen Medien machen es einem breiteren Publikum möglich, im Alltag bewusst oder unbewusst Netzkunst zu sehen.

LINK IN BIO. Kunst nach den sozialen Medien zeigte mit über 50 Arbeiten, wie sich Produktion und Rezeption von Kunst im Zeitalter sozialer Medien verändern. Die Gruppenausstellung endete mit der temporären Schließung des MdbK. Wir konnten uns glücklicherweise noch vorher mit einigen KünstlerInnen für diese und weitere MdbK [talk]-Folgen zusammensetzen.